Bei modernen Landwirten schlagen nicht selten zwei Herzen in der Brust. Auf der einen Seite das des Ökonomen, der seinen Betrieb in Kennzahlen begreift und beim Anblick von Kühen und Maisfeldern kalkuliert, wie profitabel sie sind. Auf der anderen Seite das des Naturliebhabers, der seine Tiere mag und im Einklang mit der Natur leben und wirtschaften möchte. Profitabilität und Herzenswünsche harmonisch zu handhaben, das gelingt in der realen Welt selbstverständlich nur als Abfolge von Kompromissen. Deswegen gibt dieser Artikel richtungsweisende Hinweise für größere und kleinere Veränderungen hin zu einer Tierhaltung, die sanfter zu den Tieren und besser für biophile Landwirte ist.

Im Stall und auf der Weide

Zuerst gilt es, Extreme zu vermeiden. Wer einen konventionellen landwirtschaftlichen Betrieb am Laufen hat, der kann nicht von jetzt auf gleich zum Ökobauern werden. Das wäre wirtschaftlich im Normalfall nicht zu stemmen. Nichts spricht bei etwas finanziellem Spielraum jedoch dagegen, in einem kleinen Teil des Betriebs Neues auszuprobieren. Vielleicht eine Wiese für frei laufendes Geflügel. Möglichkeiten für Schwein, Huhn und Rind gibt es viele. So können Landwirte lernen und neue Geschäftsfelder erschließen. Wenn man sich erst einen Namen gemacht hat für den Verkauf von Geflügelfleisch, das ursprünglicher schmeckt als das von Tieren aus der Massenhaltung, kann das eine wirtschaftliche Neuausrichtung vorbereiten.

Abgesehen von einer solchen Hybridlösung gibt es Wege, die bestehende Tierhaltung anzupassen. Rinder im Stall haben zumeist ein Leben, das durch wenig Platz und Bewegung gekennzeichnet ist. Diese problematische Konstellation können Landwirte durch diverse Maßnahmen abmildern. Gelegentliche Ausflüge auf eine Weide bedeuten Abwechslung für die Tiere. Die Einrichtung des Stalls zählt ebenfalls. Die Fressgitter Rinder sollten beispielsweise verstellbar sein, um der Körpergröße des jeweiligen Tiers gerecht zu werden. Eine Entriegelung für Notfälle stellt ein weiteres Feature in puncto Sicherheit dar.

Je nach Tierart auf dem Gelände gibt es adäquate Maßnahmen. Für Landwirte gilt es erst einmal, bei der Gesundheit im Stall nicht mehr nur an Antibiotika zu denken. Ob die gelegentlich propagierte Musikbeschallung im Stall für das eigene Vieh vorteilhaft ist? Vielleicht. Wer weiß, gegebenenfalls beruhigen Geigenklänge arbeitsame Landwirte.

Die Überzeugung durch Geschmack

Landwirte, die hochwertig produziertes Fleisch anbieten möchten, sollten sich die Konsumenten zu Freunden machen. Eine Einladung zum Grillfest auf dem Betriebsgelände für Nachbarn wäre eine Idee, um Werbung in eigener Sache zu machen. Haben diese Nachbarn und damit potenziellen Kunden einmal Grillfleisch gegessen, das von Weidetieren stammt, werden sicher einige davon schnell zu Kunden.